Die Donauwiese.

Mathias MARSCHIK: Die Donauwiese. Das Inundationsgebiet – Ein verschwundenes Wiener Wahrzeichen

120 Seiten mit zahlreichen Abbildungen

Edition Winkler-Hermaden, 2019.

ISBN 978-3-9504625-8-6  EURO 21,90

http://www.edition-wh.at/

Der Historiker und Kulturwissenschaftler Mathias Marschick präsentiert auf 118 Seiten eine bemerkenswerte Auswahl an Altfotos vom Wiener Inundationsgebiet und damit Wiener Kultur- und Sozialgeschichte.

Das Inundationsgebiet, auch Überschwemmungsgebiet oder Donauwiese genannt, dienteDonauwieseMarschik07.07.2019 primär als Hochwasserschutz. In den Jahren 1870-1875 wurde die Donau im Raum Wien reguliert, das heißt aus dem vielarmigen alten Donaubett wurde ein einziges 285 Meter breites Flussbett angelegt. Daneben entstand die ebenso breite Donauwiese, ein unverbauter Raum, der die jährlichen Hochwässer der Donau aufnehmen sollte um Überflutungen im bebauten Stadtgebiet zu vermeiden.

Und damit erhielten die Wiener ein vielbenutztes Naherholungsgebiet, das zum Spazieren, Baden, Fußballspielen oder Radfahren taugte. Nach jedem Hochwasser war es verändert und bot neuen Raum für die Freizeit der Wiener. Tagsüber war der Aufenthalt wohl unbeschwert, nach Einbruch der Dunkelheit verblieben eher die Halbwelt und die vom Alkohol niedergestreckten Wiener auf der Donauwiese.

Das Bildmaterial ist abwechslungsreich und wird in mehrere Kapitel gruppiert, jedem Kapitel ist ein informativer kurzer Text vorangesetzt. Neben dem Phänomen der Freizeitkultur wird der Aspekt der Landschaft selbst gewürdigt, es werden Katastrophen und Naturereignisse wie Reichsbrückeneinsturz und der Eisstoß des Jahres 1929 gezeigt. Von Schiffen, Brücken und vergessenen Überfuhren wird berichtet sowie von ungewöhnlichen Nutzungen: Ein Teil der Donauwiese diente in den 1920er Jahren als Flugplatz, wo Linienflüge nach Budapest oder Prag starteten.

Die Ära des Überschwemmungsgebiets dauerte etwa hundert Jahre, dann wurde sie in den 1970er Jahren durch die Donauinsel und die Neue Donau ersetzt. Und hier kommt die einzige Kritik an diesem Buch: Ich hätte mir jeweils ein Davor(vor der ersten Regulierung 1870) – und Danach Bild (Neue Donau ab 1987) im Vergleich gewünscht. Und/Oder eine kartografische Skizze, die auch nicht ganz Ortskundigen einen Überblick über die wichtigsten Orientierungspunkte gegeben hätte. Aber das ist Jammern auf höherem Niveau, denn es ist ein wunderbares Buch!

HD

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